Neukirchen an der Pleiße – die Burg mitten im Herzen

Wer sich auf den Weg nach Neukirchen begibt, kann dies auf unterschiedliche Weise tun. Neben den allgegenwärtigen Mitteln wie dem Fahrrad oder dem Auto, gelingt das Vorhaben aber auch mit der S-Bahn, die traditionell zwischen Leipzig und Hof verkehrt. Während man auf 2 oder 4 Rädern fahrend üblicherweise durch Ortseingangsschilder auf Neukirchen aufmerksam gemacht wird, fordern hingegen am Bahnsteig Tafeln mit der Bezeichnung „Schweinsburg-Culten“ zum Aussteigen auf. Eine kultige Burg für Schweine???                Diese sucht man an dieser Stelle wohl vergebens. Jedoch ist jener Schriftzug ein erster Hinweis darauf, dass es sich in Neukirchen um einen Zusammenschluss vieler Ortsteile zu einer Gemeinde handelt.

Gemeindeamtsgebäude nahe Oberschule Neukirchen und historischer Mühle
Gebäude des Gemeindeamtes von Neukirchen

Eingebettet ins Tal der Pleiße liegt der Ort genau zwischen den größeren Städten Werdau und Crimmitschau. Ganz westlich befinden sich die kleinen Siedlungen Schweinsburg und Culten, durch welche auch die Bahnlinie führt. Die ländlichen Ortsteile Lauterbach und Dänkritz liegen stattdessen im Osten der Gemeinde, wo das überwiegend flache Terrain nun stetig ins hügelige übergeht. Im Norden verschmelzen stattdessen die Baukörper zu einem städtischen Charakter mit Crimmitschau, wo eine klare Trennung kaum ersichtlich ist. Doch nicht nur diese Verbindung weisen beide Orte miteinander auf, denn das historische Zentrum Neukirchens – das Schloss Schweinsburg – gilt als der Ursprung Crimmitschaus im 13. Jahrhundert (Q1). Direkt am Pleißeufer errichtet und durch zahlreiche Besitzübergänge und Umbauten ständig verändert, bildet das Gebäude-Ensemble heute einen Ort der Begegnung sowie ein beliebtes Ausflugsziel für Radler.

Schloss Schweinsburg als Burg Crimmitschau im Ensemble mit Schlosspark, Teich, Wohnhäusern und Türmen
Schloss Schweinsburg an der Pleißenaue

Einem ebenso historisch wertvollem Gebäude direkt gegenüber kann gleichermaßen Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hier steht das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete, heute denkmalgeschützte, ehemalige Elektrizitätswerk, welches den damals in der Region ansässigen Unternehmen einen wahren Energie-Schub in der Produktivität ermöglichte und wodurch Neukirchen zu einer Textil-Hochburg avancieren konnte. Aber auch den privaten Abnehmern wurde so im großen Stile Energie zur Verfügung gestellt und brachte elektrisches Licht in die Wohnungen und Kraft in die Werkstätten. Eine unter anderem für die Kohlelieferung eigens angelegte Güterbahnlinie versorgte das Kraftwerk mit fossilen Energieträgern aus den umliegenden Revieren in Zwickau. Nebenbei lieferte die Pleiße immer genügend Brauchwasser für die riesigen Dampfturbinen, die ihren Dunst durch einen gigantischen Schornstein hinauspusteten.

Gebäudeensemble der Kirchgemeinde in Neukirchen mit Pfarrhof, Kirchturm, Kirchschule und Wohnhäusern
Kirchturm und Seitengebäude des Pfarrhofes der Kirchgemeinde St. Martin

Der wohl bekannteste Sohn der Gemeinde, Heinrich Mauersberger, profitierte wahrscheinlich ebenso von der neuen Art der Energiewirtschaft. Nach seiner schulischen Laufbahn in Crimmitschau, wirkte dieser vor allem im heutigen Limbach-Oberfrohna in der Nähe von Chemnitz. Hier revolutionierte er die Textilbranche in der DDR und sorgte mit seinem Erfindergeist für ein weltweit positives Ansehen (Q2).

Werksgebäude der ehemaligen VEB Volltuch im Ensemble
Historisches Fabrikgebäude Gebr. Fürst an der Pleiße

Mit der politischen Wende verlor auch der inzwischen marode gewordene Industriestandort Neukirchen einen Großteil seiner Arbeitsplätze und suchte von nun an seine Identität in der Gegenwart. Gewaltige, unrentable Fabrik-Ruinen sorgten anfangs für Tristesse unter den heimatverbundenen Bewohnern und belasteten jahrzehntelang auch die Gemeindekasse, da oftmals nur der Abriss zur Wahl stand. Neben vielen Firmen-Neuansiedelungen entstand in den 1990er Jahren am Pleißeufer nicht nur ein neuer Standort für Einzelhandel, sondern zudem auch ein neues Zentrum für die hier lebenden Menschen.

Rotes Klinkergebäude des Forstamtes in Neukirchen in der Nähe zur Schmiede
Forsthaus am Eingang zum Dänkritzer Wald

Jeder Ortsteil besitzt heute außerdem entwickelte Alleinstellungsmerkmale, die die gesamte Gemeinde zu einem attraktiven Freizeit-Standort machen. Zu nennen ist hier beispielsweise der Dänkritzer Wald, ein Naherholungsgebiet mit weitläufiger Anziehungskraft und vielfältigen Möglichkeiten. Über den Pleiße-Radweg kann man Neukirchen bequem mit dem Fahrrad erreichen und über den ausgewählten TRAIL von Neukirchen auch abseits bekannter Wege entdecken.

Quellen:

1: Ursprung Crimmitschaus im 13. Jahrhundert -> Neukirchen/Pleiße 2020

2: Wirken des Heinrich Mauersberger -> Förderverein Esche-Museum e.V. 2020

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